Systemische (Familien-)Aufstellungen

Was ist der Grundgedanke dahinter?
Jeder von uns gehört zu einer Familie, ist tief mit ihr verwurzelt. Oft kommt es vor, dass einem Familienmitglied diese Zugehörigkeit abgesprochen wird oder sein Schicksal nicht geachtet wird (aufgrund einer Krankheit, einer Schuld, einer unehelichen Geburt…). Das kann weit reichende Folgen haben, da innerhalb eines Familiensystems immer nach Ausgleich gestrebt wird. Das heißt im Klartext, Sie können auf unbewusster Ebene das Problem eines voran gegangenen Familienmitgliedes tragen und es als ihr eigenes empfinden (= Verstrickung). Dabei müssen Sie diese Person nicht einmal kennen.

Neben der Familie gibt es noch unzählige weitere Systeme, in denen wir leben, zu denen wir gehören und in denen Probleme/ Konflikte auftreten können. So ist Ihr berufliches Umfeld ein System, die Gruppe im Sportverein, der Freundeskreis, die Nachbarschaft…. Fragen Sie sich z.B. warum Ihr Chef immer Ihren Kollegen bevorzugt oder ob dieser Job der richtige für Sie ist?

Auch Fragen, die kein System, sondern allein die eigene Person betreffen, z.B. „Warum bin ich immer so zögerlich, wenn es darum geht Beziehungen aufzubauen?“ können mit Hilfe einer Aufstellung durchleuchtet werden. Das geschieht beispielsweise durch die Aufstellung von Dynamiken oder Aspekten wie „Selbstvertrauen“, „Freiraum“ etc..

Was zeigt eine Aufstellung?
Während einer Aufstellung wird deutlich, wie einzelne Personen die Situation empfinden. Immer wieder sind Äußerungen der Stellvertreter überraschend für den Klienten, da sie dem Bild, das er von der Person/ der Situation hat, widersprechen. Allein die Aufdeckung der Gefühle oder Gedanken der anderen kann dazu führen, dass der Klient die Situation aus einer neuen Perspektive wahrnimmt, so dass es keiner weiteren Lösung mehr bedarf.

Was bewirkt eine Aufstellung?
In der Aufstellungsarbeit können wir ein Lösungsbild erarbeiten, nachdem wir heraus gefunden haben, zu wem das Problem/ das Schicksal ursprünglich gehört. Das bedeutet, dem ausgegrenzten Familien- oder Systemmitglied wird sein Platz in der Familie/ im System zurückgegeben, das vergessene oder verdrängte Schicksal wird geachtet und die „Ordnung“ in der Familie/ im System wird im Lösungsbild wieder hergestellt. Dieses Lösungsbild darf nicht als Handlungsaufforderung verstanden werden. Es soll vom Klienten auch nicht analysiert werden, sondern es wirkt allein dadurch, dass es bewusst gesehen wird.

Wie genau läuft eine Aufstellung ab?

Der Klient „stellt auf“, indem er Stellvertreter für sich und die wichtigen (für das Problem relevanten Personen) seines Systems aus den anderen Teilnehmern auswählt. Er legt dem Stellvertreter die Hände auf die Schultern und stellt ihn spontan an den für ihn „passenden“ Ort im Raum. Dabei ist es wichtig, dies mit innerer Aufmerksamkeit/ Sammlung zu tun. Wenn er alle Stellvertreter aufgestellt und benannt hat, setzt er sich wieder und beobachtet von außen.
Jetzt übernimmt der Aufstellungsleiter die Führung. Die Stellvertreter werden vom ihm gebeten in sich hinein zu hören. Was nehmen die Stellvertreter an ihrem Platz wahr? Hat sich ein anderes Körpergefühl eingestellt? Fühlen sie jetzt etwas, das vorher nicht da war? Wie stehen sie zu den anderen Stellvertretern? Nacheinander befragt der Leiter die Aufgestellten. Aus den Aussagen, aber auch aus der Körperhaltung der Stellvertreter lassen sich Rückschlüsse ziehen. Spannungen und unbewusste Thematiken, die in der Familie/ dem System existieren, kommen dabei ans Licht. Um die Verstrickungen aufzulösen, gibt der Aufstellungsleiter den Stellvertretern Sätze vor, die sie nachsprechen sollen, wenn sie sie als stimmig empfinden. Schrittweise erarbeitet er so ein Lösungsbild, das die Ordnung in der Familie/ in dem System wieder herstellt. Häufig nimmt zu diesem Zeitpunkt der Klient den Platz seines Stellvertreters selber ein, da er das Lösungsbild im Feld direkt intensiver spüren und aufnehmen kann.


Wie funktioniert eine Aufstellung?
Das so genannte „wissende Feld“ trägt Informationen, die jeder, der sich darin befindet, bekommt. So äußern Stellvertreter, die an den gleichen Platz im Raum (Feld) gestellt werden, ähnliche Wahrnehmungen. Hier kommen fremde Menschen zu einem Wissen, das nur Familienmitglieder/ Systemmitglieder haben können.
Es gibt keine Garantie dafür, welche Informationen aus dem Feld hervorgehen. Manchmal kommen Aussagen über körperliche Gefühle, manchmal über Emotionen oder auch über Gedanken... dass Informationen geliefert werden, steht außer Zweifel.
Wie das genau funktioniert, kann niemand erklären. Dass es funktioniert, kann jeder bestätigen, der schon einmal als Stellvertreter aufgestellt wurde.


„Dann kennen nach meiner Aufstellung alle Teilnehmer mein Problem…?!“

Nein, denn die Stellvertreter benötigen keine Informationen von außen.
Bei manchen Fragestellungen bietet es sich an verdeckt aufzustellen, d.h. anstatt beim Aufstellen die Stellvertreter mit Namen zu benennen, werden sie mit Nummern betitelt. Sprich: sowohl die Situation als auch die Personen kennen nur Sie und der Aufstellungsleiter.


Benötige ich Vorkenntnisse oder besondere Fähigkeiten für eine Teilnahme?

Immer wieder sagen die Teilnehmer bei ihrer ersten Aufstellung „ich weiß nicht, ob ich das kann.“ Zweifeln Sie nicht. Die Fähigkeit, Informationen aus dem Feld zu bekommen, hat jeder. Man kann während einer Aufstellung nichts „falsch“ machen.

Gibt es noch andere Arten der Aufstellung?
Ja, anstatt in einer Gruppe mit Stellvertretern zu arbeiten, kann man in einer Einzelaufstellung mit (Holz-)Figuren oder Bodenankern arbeiten.